Norda Krauel

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Also, ich bin 1964 als uneheliches Kind auf die Welt gekommen. Im Dorf, in Gosen. Mein Vater ist kurz nach der Geburt, mein leiblicher Vater ist kurz nach der Geburt nach dem Westen abgehauen. Aufgrund dessen konnte ich eigentlich bei meiner Mutter nicht leben und bin bei meinen Großeltern bis zum 8. Lebensjahr aufgewachsen. Ja, in der 2. Klasse ist meine Großmutter verstorben. Zwischenzeitlich hatte meine Mutter geheiratet. Hatte auch schon wieder eine neue Tochter. Und, ja, dann musste ich natürlich bei ihr einziehen, ist klar. Denn habe ich einen Stiefvater bekommen und zwei neue Großeltern. Ja, meine Schwester war sehr krank und ich wurde dort eigentlich mehr gehalten als Pflegekraft für meine Schwester. Hab innerhalb kürzester Zeit, habe ich zwei neue Vornamen bekommen: Bastard und Hurenbalg. Das wurden meine beiden neuen Vornamen. Aufgewachsen bin ich in Mord und Totschlag. Meine, ja, meine Mutter und Schwiegereltern, morgens, mittags, abends, nachts, besonders nachts gerne, Prügeleien, Schreien, Türenknallen. Ja, das war so meine Jugend gewesen. Schulisch gesehen war ich sehr, sehr strebsam. Ich war sehr sozialistisch eingestellt. Meine Mutter war sehr gegen den sozialistischen Staat eingestellt. Ja, ich war eben halt immer im Zwiespalt. Zuhause Mord und Totschlag, meine Mutter politisch immer auf der falschen Seite, in meinen Augen. Ich war in den Pionieren, ich war FDJler, ich war immer ganz oben, ich wollte immer das Sagen haben. Und denn ist, ist irgendwie alles den Berg runtergegangen. Denn hatte ich eine ganz coole Idee gehabt - also erstmal von zuhause abhauen, ist klar. Dann habe ich mich zwei, drei Tage rumgetrieben. Dann haben sie mich nach Hause gebracht. Denn ist mir die Idee gekommen, so mit 16 ist man ja sehr intelligent, mein Onkel hat im Ministerium gearbeitet für Staatssicherheit. Und da war doch meine Idee, wenn der da arbeitet und ich bei ihm einziehen darf, wenn das Jugendamt mir das erlaubt, dann habe ich bestimmt hundert Punkte. Also bin ich bei meinem Onkel eingezogen. Der war über sechzig, seine Frau war zwanzig Jahre jünger. Die hat aber mit zwei Töchtern in Berlin gelebt schon seit Jahren. Und innerhalb von ein, zwei Wochen hat, also, das kam zu sexuellen Übergriffen. Das erste Mal beim Baden und denn ist er bei mir morgens ins Bett reingekrochen, also, das war eine Katastrophe gewesen. Also, für mich persönlich war das, keine Ahnung, ich hab mich geschämt. Denn bin ich abgehauen. Ich habe eine Freundin in Berlin gehabt und die hat mir Unterschlupf gewährt. Die war aber allerdings schon erwachsen. Ich bin in unregelmäßigen Abständen zur Schule gegangen. Ich weiß auch nicht, was mich damals geritten hat, was ich gedacht habe, wie es weitergehen soll, keine Ahnung, das war ja kurz vor der Prüfung. Außer zwei Prüfungen habe ich denn noch die Prüfung abgelegt. Zwei habe ich nicht mehr abgelegt. Denn war ich in Berlin bei meiner Freundin. Und dann hat das bei uns geklopft. Sie hat die Tür aufgemacht, denn sind zwei Männer reingekommen und wollten meinen Ausweis sehen. Ich hab mir gar keine Gedanken gemacht - irgendwie so in der Neubauwohnung, da kommen irgendwelche Leute, wollen einen Ausweis sehen. Und ich habe meinen Ausweis hingegeben und die anderen auch und die haben ihren Ausweis wiedergekriegt und ich musste mitgehen. Ja, und morgens wurde ich abgeholt und bin nach Alt-Stralau gekommen. Aber ich wusste nicht, was das war. Aber ich hab mitgekriegt, das war ein Durchgangsheim gewesen. Da waren eben viele Kinder und, also, wie ein Kinderheim so ungefähr so, also ganz normal. Und nach einer Woche, wo ich dann da war, kam ein Frauenarzt, ein Mann, zur Untersuchung. Naja, jedenfalls haben sie mich an Armen und Beinen festgehalten, ausgezogen, denn musste ich untersucht werden. Und bei der Ganzkörperuntersuchung haben sie festgestellt: Ich hatte ein Tattoo auf dem Rücken gehabt. Ja, war auch ein Fehler von mir, das. Durchgestrichener Russenstern. Na, ich war wütend, ich hab meine Lehrstelle nicht bekommen. Ich war so, ich war sechzehn. Jedenfalls konnte ich nicht so schnell gucken, wurde ich wieder ins Auto verfrachtet und dachte, ich komme jetzt nach Hause. Und dann bin ich in Buch im Krankenhaus, bin da in der Gefängnisabteilung gelandet. Habe ich dann erfahren. Ich wurde zur OP dahingebracht, weil mir wurde das Tattoo entfernt. Nach einer Woche haben sie mich wieder abgeholt. In so einem verschlossenen Barkas, dunkel die Scheiben. Durch die Landschaft gegurkt. Naja, denn bin ich da ausgestiegen und durch so eine Schleuse, so ein Ding durchgegangen. Und Treppe hoch, und geh da überall, dachte ich: Toll, ist ja hundert Punkte, kann ja wohl nicht wahr sein! Geht gar nicht! Da musste ich mich ausziehen. Dann habe ich Sachen zugewiesen bekommen. Und denn ist eine Tür aufgegangen und man hat mich da abgelegt in so eine Zelle mit der Begründung: Ich hab jetzt drei Tage Zeit, mir zu überlegen, warum ich hier bin. Ich wusste zu dem Zeitpunkt immer noch nicht, was ich da mache. Aber wer Schule schwänzt, wird bestraft, aber irgendwie wusste ich nicht - das war ein Alptraum! Ich habe Wochen gebraucht, um den Alptraum zu verarbeiten. Weil da war kein Erzieher, der gesagt hat: Du, höre zu, du bist jetzt hier vorläufig untergebracht, du kommst später woanders hin oder wir müssen gucken, ob du doch nochmal nach Hause kannst oder so. Das war ein Alptraum. Da habe ich meine Sachen gekriegt und war bei anderen Kindern, da waren Elf- oder Zwölfjährige mit bei und wir haben in dem Raum gesessen, da hat ein Längstisch gestanden und zwei solche kleinen Tische noch und das Fenster war auch vergittert. Wir haben da gesessen wie ein paar Idioten. Da war nichts. Denn habe ich den Tagesablauf kennengelernt, dass eben morgens putzen angesagt war. Ich hab die Treppe runter zu den Jungs zugeteilt bekommen, die war, von unserem Flur aus war ein großes Gitter, das wurde denn immer geöffnet. Ja, und denn gab es Frühstück. Das war auch immer so eine Sache. So ein kleines Becherchen Tee und ah, wir haben immer gehungert. Zu Anfang habe ich gedacht: Hallo, du bist verfressen und hast immer Hunger. Aber wir haben alle Hunger gehabt. Ja, und denn musste man sich in eine Reihe stellen und ist über den Hof geführt worden. Und dann habe ich auch das erste Mal den Hof gesehen. So ein kleiner viereckiger Hof. Der war, ach, ganz hohe Mauern. Och, ellenhoch und oben, aber das habe ich erst später gesehen, dass oben Glasscherben waren. Die haben geglitzert. Aber das habe ich da noch nicht gesehen. Dann wurden wir in so eine Baracke geführt. So eine ganz niedrige, ganz dunkel, und da waren auch Gitter vor den Fenstern. Und da mussten wir arbeiten. Wir haben also von Montag bis Sonnabend Lampenfassungen zusammengebaut. Also richtig auf Akkord. Das ging auch da drum, man musste die und die Masse schaffen. Und das ging nicht da drum, dass der Einzelne, der das nicht schafft, bestraft wurde, sondern, wenn das ein anderer nicht geschafft hat, wurde die Gruppe bestraft. Ja, und wenn das denn halt nicht geklappt hat, denn gab es eben kein Abendbrot oder man hat Zelle bekommen oder was, ich weiß immer nicht, was schlimmer war - ob die Zelle schlimmer war oder dieser Sport, was wir gemacht haben. Und das, das stundenlange Entengang und Liegestütz und Springen und so, im Nachhinein so, dreißig Jahre später ist mir schon klar, das war nicht nur Bestrafung, das war uns müde machen. Körperlich müde machen. Wer müde ist, der hat keine Dusseligkeiten im Kopf. Aber das wusste man als Kind nicht. Wenn man nicht mehr konnte, diesen scheißelenden Entengang, dieser elende Schlüsselbund, diese riesigen Schlüssel, als Kind war der Schlüssel ja nicht zwanzig Zentimeter, der war ja mindestens hundert Zentimeter. Und denn ist der geflogen. Und man hat den in den Rücken bekommen oder der Erzieher ist gekommen und hat das Knie in den Rücken geworfen, dann ist man nach vorne geknattert. Im Laufe der Monate habe ich eine tolle Technik entwickelt. Wenn mir eine Situation unangenehm ist, kann ich offiziell in der Situation leben und kann mir aber in meinem Kopf Geschichten gleichzeitig ausdenken. Ich kann alles machen, was das Leben erwartet und bin aber in meinen Geschichten im Kopf ganz woanders. Und das habe ich in den sechs Monaten, die ich da war, perfektioniert. Denn wurde ich eines Morgens nach sechs Monaten, wurde ich rausgeholt. Habe die Sachen anbekommen, die ich anhatte an dem Tag, wo sie mich eingefangen haben. Und denn wurden wir in einen Barkas eingeladen. Die Karin Tripkau und ich, wir kamen nach Burg. Dort gibt es einen Jugendwerkhof. Das ist einmal die Außenstelle und denn gibt es die Nebenstelle. Die ist genau am Burger Bahnhof gewesen. Und ich bin in die Nebenstelle mit der Karin zusammen gekommen. Auch gleich in der gleichen Gruppe. Das war immer so: Wir haben eine Woche Nachtschicht gehabt, volle Schichten. Eine Woche Spätschicht volle Schichten. Und die Frühschichtwoche sind wir von Montag bis Donnerstag zur Schule gegangen. Und arbeiten war sehr, sehr spannend. Burger Knäckewerke ist ein reiner Bandbetrieb, körperlich, abgesehen mal von dem Am-Band-Stehen 9 Stunden, körperlich sehr, sehr schwere Arbeit. Diese Knäckebrotpakete wurden alle vom Band, Tempo, also, man konnte das Tempo nicht selber bestimmen, das Tempo musste funktionieren. Und wenn man denn die Knäcketüten da alles in dieser großen Tüte und denn hochheben und 25 Kilo und auf so einen großen Hubwagen und wegkarren - sehr schwer die Arbeit, sehr, sehr anstrengend. Wir wurden voll in das Erwachsenenteam mit integriert, also, man wurde hingestellt und wurde gesagt: Das musst du können und wenn du das nicht schnell genug kannst, gab es natürlich dementsprechend Strafen. Ich war glücklich, dass ich arbeiten durfte. Das muss ich dazu sagen. Weil ich hatte diese sechs Monate lang Gehirnleere, habe ich so satt gehabt. Für mich war es körperlich eine Katastrophe. Ich habe festgestellt, dass ich Rücken habe, was mir vorher noch nicht so wirklich bewusst war. Denn dachte ich immer: Naja, du bist zwar stark, körperlich durch den Sport, aber das sind andere Bewegungen, deine Muskeln wachsen und das wird so. Aber durch meine Migräne bedingt, Rücken, Migräne, das war bei mir immer, das hat sich immer Hand in Hand gegeben. Aber Arztbesuch war auch nicht, wegen - ist nicht. Weil man ist ja gesund. Denn wer nämlich krank ist, kriegt die und die Vergünstigungen nicht. Wer so und so lange krank ist, kann das und das nicht mitmachen. Also hat man sich das ganz doll überlegt. Ja, und die Erziehungsmethoden im Jugendwerkhof waren auch sehr geschickt ausgewählt. Also, die Erzieher an sich brauchten nicht viel selber tun, weil wir waren untereinander sehr hart, sehr brutal, ziemlich unmenschlich waren. Das lief darauf hinaus - wenn morgen sollten wir rausgehen dürfen, in Begleitung. Und derjenige, ein Mädchen hat ihre Arbeit nicht geschafft, denn hieß des eben: Ja, Sperre. Und das war grauenvoll. Das war was ganz, ganz furchtbar Schlimmes. Denn wurde dieses Mädchen - ich war auch dran beteiligt, das haben wir alle gemacht -, derjenige wurde nachts aus dem Bett gezerrt und wurde halt mit Ata und Bürste gewaschen. Und denn durfte ich im Sommer, durfte ich das erste Mal einen Antrag stellen, ob ich auf Urlaub darf. Der Antrag wurde genehmigt. Denn durfte ich für eine Woche nach Hause fahren. Ich war sehr aufgeregt, aber ich habe mir irgendwie vorgestellt, ich fahr nach Hause, also, irgendwie war das so in meinem Kopf. Denn bin ich zuhause angekommen. Und habe festgestellt: Ich hab ja gar kein Zuhause mehr. Von mir haben nicht mal mehr Sachen existiert. Nichts. Ja, denn habe ich eine Woche auf der Couch geschlafen und bin wieder zurückgefahren und habe festgestellt, dass mein Jugendwerkhof irgendwie mein Zuhause ist. Ich wurde 18, und wusste immer noch nicht, was aus mir wird. An meinem 18. Geburtstag, da kriege ich doch Tatsache eine Fahrkarte in die Hand gedrückt. Dann habe ich eine Tüte gehabt mit meinen persönlichen Sachen und hab die Aufforderung gekriegt, mich bei meinem Heimatort beim Bürgermeister zu melden. Und denn durfte ich gehen. Schönen Dank aber auch! Jetzt im Nachhinein sage ich: Fünfzehn Monate unselbstständig gelebt, überhaupt keine Lebenserfahrung und jetzt steige ich noch in den Zug ein und muss nach Hause fahren! Ach, du Scheiße! Ich bin in Gosen angekommen, hab mich beim Bürgermeister gemeldet. Ich wusste gar nicht, was aus mir werden soll. Ich hab richtig, ich bin ganz ehrlich, ich hab richtig geheult. Ich wollte gar nicht weg. Ich wusste gar nicht, wo, ich, ich habe Angst gehabt. Ich habe Angst gehabt, ich muss jetzt, ich muss jetzt entlassen werden, ich bin 18, und ich muss jetzt zusehen, was ich mache. Das Schlimme war ja, ich hab ja nicht mal einen Teilfacharbeiter bekommen. Das gab ja einen Teilfacharbeiter für Dauerbackwaren. Um Teilfacharbeiter zu bekommen, musste ich 18 Monate drin sein. Ich war 15 Monate drin. Ich hatte überhaupt nichts. Und in der Bäckerei, wo ich denn anfangen sollte zu arbeiten, oh, war herrlich, war super! Ich bin da angekommen, zum Glück wusste ja jeder Bescheid, wer ich war. Toll, habe ich gedacht. Ist ja super! Jugendwerkhof, also Straftäter, ich war ein Straftäter. Habe in dieser Bäckerei neun Jahre als Ungelernte gearbeitet, obwohl ich ja auch große Probleme in der Bäckerei verursacht habe. Weil, ich hab eine gewisse Aggressivität aus dem Werkhof mitgebracht. Und für mich bedeutet, wenn mir jemand auf einem bestimmten Meter zu nahe kommt, ist das ein Angriff auf meine Persönlichkeit, und das geht überhaupt nicht. Weil ich muss sagen, meine Kinder, die sind, ja, ich hab sie fünf und sechs Jahre alleine erzogen, und ich hab, nicht, dass ich jetzt irgendwie eine strenge Mutter bin. Ich war, ja, ich weiß auch nicht. Ich bin einerseits sehr großzügig, hab einen sehr langen Atem. Aber in dem Moment, wo ich sage: Nein!, wussten alle meine drei Kinder, schon als sie ganz klein waren, dass da kein "Bitte" mehr kommen braucht. Also, das "Nein" war Tatsache "Nein". Ich hatte nach meinem Heimaufenthalt immer das Gefühl: Du musst was Besonderes sein. Du musst mehr arbeiten als andere. Mehr Schichten machen, schneller arbeiten. Dein Haushalt muss sauberer sein als alle anderen. Ich hab auch heute noch grundsätzlich das Verlangen, mehr zu wissen als andere. Wenn ich weiß, ich muss jetzt das und das zu einer Behörde oder das und das machen, weiß ich grundsätzlich, mach ich vorher - mein Mann kann das bestätigen -, ich mach einen riesigen Rundumschlag, sammele mir Massen an Informationen, und die ich merkwürdigerweise auch jetzt noch speichern kann. Ich muss, ich kann nur leben, wenn ich vorher genau weiß, was passiert.

Ich hatte nach meinem Heimaufenthalt immer das Gefühl, du musst was Besonderes sein. Du musst mehr arbeiten als andere, mehr Schichten machen, schneller arbeiten, dein Haushalt muss sauberer sein als alle anderen. Ich habe auch heute noch grundsätzlich das Verlangen, mehr zu wissen als andere. … Ich kann nur leben, wenn ich vorher genau weiß, was passiert.

Biografie

Norda Krauel wird 1964 in Gosen geboren. Der Vater flüchtet kurz nach Nordas Geburt in den Westen

In der DDR umgangssprachliche Bezeichnung für die Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin.

. Die Mutter ist überfordert und das Kind wächst bei der Großmutter auf. Doch die Oma stirbt, als sie acht Jahre alt ist, nun muss sie zur Mutter ziehen. Die ist inzwischen wieder verheiratet. Norda bekommt nun oft Prügel, wird als „Bastard“ und „Hurenbalg“ beschimpft. Dennoch ist sie ehrgeizig, will ihre Schule gut abschließen, ist beinahe ein sozialistisches Musterkind. Vor allem will sie aber weg von zu Hause und hat mit 16 die Idee, ganz offiziell zu einem Onkel zu ziehen. Der ist, wie sie weiß, Stasi-Mitarbeiter. Das kann ihr doch nur nützlich sein bei der Suche nach einer Lehrstelle als Buchhändlerin. Das wäre ihr Traumjob. Doch vom Onkel wird sie sexuell missbraucht. Deshalb flieht sie zu einer Bekannten in Berlin und kann deshalb nur noch sporadisch die Schule besuchen. Eines Morgens wird sie festgenommen und landet im Durchgangsheim.

Alles ist vergittert und erinnert sie mehr an ein Gefängnis denn an ein Heim. Schon die Untersuchung beim Frauenarzt, bei der sie von Heimmitarbeitern gewaltsam festgehalten wird, ist ein Graus. Gewalt, Akkordarbeit und Sport bis zur totalen Erschöpfung prägten den Alltag. Nach einem halben Jahr wird Norda in den Jugendwerkhof

Jugendwerkhöfe waren Spezialheime der DDR-Jugendhilfe für Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, die als schwererziehbar galten. Sie sollten durch Arbeits- und Kollektiverziehung sowie ideologische Beeinflussung zu sogenannten sozialistischen Persönlichkeiten umerzogen werden.

nach Burg gebracht und muss am Fließband in der Knäckebrotherstellung arbeiten. Die 10. Klasse darf sie nicht abschließen. Eine Ausbildung erhält sie nicht.

Am 18. Geburtstag wird sie entlassen. Sie muss im Heimatort als Ungelernte in einer Bäckerei arbeiten, wo jeder weiß, dass sie aus dem Jugendwerkhof

Jugendwerkhöfe waren Spezialheime der DDR-Jugendhilfe für Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, die als schwererziehbar galten. Sie sollten durch Arbeits- und Kollektiverziehung sowie ideologische Beeinflussung zu sogenannten sozialistischen Persönlichkeiten umerzogen werden.

kommt. Von dort kommen nach Meinung der Kollegen nur Straftäter. Mit diesem Vorurteil muss Norda Krauel von nun an leben.