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13. August

Am 13. August 1961 schloss die Regierung der DDR die Grenze zu West-Berlin. Die Bevölkerung sollte gewaltsam gehindert werden, die DDR zu verlassen. In der Stadt wurde eine Mauer errichtet und im Bezirk Potsdam ein zusätzlicher zweiter Stacheldrahtzaun gezogen. Mindestens 138 Menschen wurden an der Grenze zu West-Berlin bei Fluchtversuchen getötet oder kamen durch das Grenzregime ums Leben. Am 9. November 1989 beendete die Friedliche Revolution die Abriegelung.

17. Juni

Am 17. Juni 1953 fanden in der gesamten DDR Streiks und Demonstrationen statt. Die Aufständischen forderten: Rücknahme der Normerhöhungen, Freilassung der politischen Häftlinge, Schluss mit der SED-Herrschaft und freie Wahlen. Sowjetisches Militär schlug den Aufstand nieder. Über 50 Menschen wurden getötet, Hunderte verletzt, über 1.200 zu Haftstrafen verurteilt. Die SED diffamierte den Aufstand als faschistischen Putsch.

7. Oktober

Der 7. Oktober 1949 war der Gründungstag der DDR. Er wurde als Nationalfeiertag mit Militärparaden, Demonstrationen und Festveranstaltungen gefeiert. Die Teilnahme war vorgeschrieben.   

A

Abschnittsbevollmächtigte

Seit 1952 wurde das Amt des Abschnittsbevollmächtigten (ABV) bei der Deutschen Volkspolizei (DVP) in der DDR eingerichtet. Er nahm staatliche Kontroll- und Ordnungsaufgaben in einzelnen Wohngebietsabschnitten wahr. 

Agitator

Ein Agitator war innerhalb der SED sowie der Jugend- und Massenorganisationen der DDR damit beauftragt, ideologische Überzeugungsarbeit im Sinne der Politik der SED zu leisten, politische Informationen weiterzugeben, die Diskussion darüber zu führen und deren Ergebnisse an die jeweils höhere Organisationsebene zu melden.

Aktionsgemeinschaft der Freien Jugend Mitteldeutschlands

Die „Aktionsgemeinschaft Freie Jugend Mitteldeutschland“ war eine Initiative des Ost-Büros der SPD und der West-Berliner SPD, die Anfang der 1950er Jahre Jugendliche in Ostdeutschland mit kritischen Informationen in Zeitungen und Rundfunksendungen über die DDR erreichen wollten.

Aktuelle Kamera

Die „Aktuelle Kamera" (AK) war bis 1990 die tägliche Hauptnachrichtensendung des DDR-Fernsehens. Sie wurde von der Staatspartei SED kontrolliert und war ein wichtiges Propagandainstrument.

Alliierte

Die Alliierten waren die im Zweiten Weltkrieg gegen Deutschland verbündeten Staaten USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion. Das Bündnis zerbrach nach dem Krieg. Auf dem Gebiet der West-Alliierten-Besatzung in Deutschland entstand die Bundesrepublik und auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) die DDR.

Alt-Stralau

Das Durchgangsheim der DDR-Jugendhilfe befand sich im Berliner Stadtbezirk Treptow. Dort wurden Kinder und Jugendliche untergebracht, bevor sie auf andere Heime verteilt wurden. Zum Alltag gehörten Isolationsarrest, Essensentzug, Drill und erzwungene Arbeit.

Arbeitserziehung

Die Arbeitserziehung war ein wesentliches Element zur Disziplinierung von Menschen, die aus Sicht des SED-Staates nicht den vorgegebenen gesellschaftlichen Normen gemäß lebten. Erziehung zur Arbeit wurde als Disziplinierungsmaßnahme vor allem in Jugendwerkhöfen, Durchgangsheimen, Arbeitserziehungslagern und Strafvollzugseinrichtungen eingesetzt.

Ausreise

Wer legal aus der DDR in das nichtsozialistische Ausland ausreisen wollte, musste einen Antrag auf ständige Ausreise stellen. Trotz Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte von Helsinki 1975, in der das Recht auf Freizügigkeit zugesichert wurde, galten Ausreisewillige in der DDR weiterhin als „rechtswidrige Übersiedlungsersuchende“ und waren massiven persönlichen, familiären und beruflichen Repressalien bis zu strafrechtlicher Verfolgung und Inhaftierung ausgesetzt.

AWG

Die Arbeiter-Wohnungsbaugenossenschaften (AWG) waren in der DDR die Bauherren und Eigentümer genossenschaftlicher Wohnungen in den Städten und Gemeinden.

B

Barkas

Ein in der DDR produzierter Kleinbus, der vom Innenministerium sowie der Staatssicherheit als Häftlingstransporter genutzt wurde. Die Fahrzeuge waren z. B. als Bäckerauto oder Versorgungsfahrzeug getarnt.

Bausoldaten

Bausoldaten waren Wehrdienstpflichtige in den Baueinheiten der Nationalen Volksarmee der DDR, die aus christlichen oder pazifistischen Motiven den Waffendienst verweigerten. Diese Möglichkeit wurde auf Druck der evangelischen Landeskirchen in der DDR im November 1964 geschaffen, da es kein Recht auf Wehrdienstverweigerung und einen Ersatzdienst wie in der Bundesrepublik gab.

Bautzen

Bezeichnung für einen Haftort in der Stadt Bautzen. 1904 war hier eine Landesstrafanstalt gebaut worden. Von 1945 bis 1950 wurde sie als „Speziallager Nr. 4“ der sowjetischen Geheimpolizei genutzt. Danach war es eine Strafvollzugsanstalt, in der bis 1989 auch politische Häftlinge inhaftiert waren. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) führte im ehemaligen Bautzener Gerichtsgefängnis eine Sonderhaftanstalt mit 200 Haftplätzen für Sondergefangene, wie Regimekritiker und Bundesbürger.

Berlin-Abkommen

Im Viermächte-Abkommen über Berlin regelten die vier alliierten Mächte 1971 den Rechtsstatus der geteilten Stadt. Die Westalliierten und die Sowjetunion interpretierten Teile des Abkommens unterschiedlich. Es war Grundlage für weitere Abkommen, u. a. das Transitabkommen von 1972, welches den Transitverkehr zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik regelte.

Berliner Mauer

Am 13. August 1961 schloss die Regierung der DDR die Grenze zu West-Berlin. Die Bevölkerung sollte gewaltsam gehindert werden, die DDR zu verlassen. In der Stadt wurde eine Mauer errichtet und im Bezirk Potsdam ein zusätzlicher zweiter Stacheldrahtzaun gezogen. Mindestens 138 Menschen wurden an der Grenze zu West-Berlin bei Fluchtversuchen getötet oder kamen durch das Grenzregime ums Leben. Am 9. November 1989 beendete die Friedliche Revolution die Abriegelung.

Berliner Viermächteabkommen

Im Viermächte-Abkommen über Berlin (Berlin-Abkommen) regelten die vier alliierten Mächte 1971 den Rechtsstatus der geteilten Stadt. Die Westalliierten und die Sowjetunion interpretierten Teile des Abkommens unterschiedlich. Es war Grundlage für weitere Abkommen, u. a. das Transitabkommen von 1972, welches den Transitverkehr zwischen West-Berlin und der Bundesrepublik regelte.

Bernauer Straße

Die Bernauer Straße wurde durch den Bau der Berliner Mauer im Jahr 1961 auf einer Länge von 1,4 km von den Grenzanlagen durchzogen. Grenzopfer, Fluchten und Fluchtversuche machten die Bernauer Straße zum Symbol der Deutschen Teilung.

Besatzungszone

Auf Beschluss der Alliierten wurde 1945 nach der Befreiung vom Nationalsozialismus das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Die vier Besatzungsmächte Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich übernahmen bis zur Gründung der Bundesrepublik und der DDR die Verwaltungshoheit in den jeweils festgelegten Zonen. In der DDR blieb die sowjetische Besatzungsmacht bis 1990 mit ihren Streitkräften präsent.

BHG

Die Bäuerlichen Handelsgenossenschaften (BHG) der DDR versorgten landwirtschaftliche Betriebe mit Produktionsmitteln und Waren und waren als Geldinstitute zur Kreditgewährung Nachfolger der ehemaligen Raiffeisenbanken.

Blockpartei

Alle Parteien außer der SED wurden in der DDR als Blockpartei bezeichnet, weil sie Teil des sogenannten Demokratischen Blocks der Parteien und Massenorganisationen waren. Sie ordneten sich dem Führungsanspruch der SED unter. Blockparteien waren die CDU, die DBD, die LDPD und die NDPD.

Bornholmer Straße

An der Bornholmer Straße befand sich zwischen 1961 und 1989 einer der acht innerstädtischen Grenzübergänge zwischen Ost- und West-Berlin. Hier wurden am 9. November 1989 zum ersten Mal auf Druck tausender DDR-Bürgerinnen und -Bürger die Grenz- und Passkontrollen seitens der DDR eingestellt und die Grenze für alle geöffnet.

Brigade

Brigade nannte man in der DDR die kleinsten Arbeitsgruppen in Betrieben, Verwaltungen, Genossenschaften, Institutionen, aber auch in der FDJ und der Pionierorganisation. Die ersten Brigaden nach sowjetischem Vorbild entstanden 1947/48 in den verstaatlichten Betrieben. Unter Leitung eines Brigadiers sollten  Höchstleistungen in der Produktion und im sozialistischen Wettbewerb erzielt und die Entwicklung sogenannter sozialistischer Persönlichkeiten  und Arbeitskollektive gefördert werden.

BStU

Nach der Friedlichen Revolution und der Wiedervereinigung wurde zur Archivierung der Akten und Hinterlassenschaften des Ministeriums für Staatssicherheit die Behörde der bzw. des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) geschaffen. Auf Antrag ist Einsicht in personenbezogene und institutionelle Akten möglich.  

Buchenwald

1937 errichtete die SS bei Weimar-Buchenwald ein Konzentrationslager und betrieb hier bis 1945 ein Arbeitslager. Von den schätzungsweise 280.000 inhaftierten Menschen wurden 56.000 getötet oder starben an Folter und Haftbedingungen. Nach der Befreiung  im April 1945 errichtete der sowjetische Geheimdienst im Sommer 1945 am selben Ort das Speziallager Nr. 2. Dort wurden über 28.500 Menschen inhaftiert, von denen jeder Vierte an den Haftbedingungen starb. 1950 wurde es aufgelöst.

Bundesrepublik

Die Bundesrepublik Deutschland wurde 1949 auf dem Gebiet des von den West-Alliierten (USA, Großbritannien, Frankreich) nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges besetzten Teils Deutschlands gegründet. Das Saarland kam nach einer Volksabstimmung im Jahr 1956 dazu. Staatsform ist die parlamentarische Demokratie.

D

DDR

Die Deutsche Demokratische Republik wurde am 7. Oktober 1949 auf dem Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone gegründet. Sie hatte den Charakter einer kommunistischen Diktatur nach sowjetischem Vorbild.

Durchgangsheim Bad Freienwalde

Das Durchgangsheim in Bad Freienwalde (1968-1987) war ein geschlossenes Jugendhilfeheim der DDR, in dem Kinder und Jugendliche bis zur späteren Verteilung auf andere Heime untergebracht waren. Das Gebäude war zuvor ein Gefängnis. Fenster und Flure waren vergittert. Es lag hinter Mauern und Stacheldraht.  Zum Alltag gehörten Isolationsarrest, Essensentzug, Drill und erzwungene Arbeit.

E

Eilenburg

Dem Aufnahmeheim in Eilenburg kam eine zentrale Rolle bei der Einweisung der Kinder und Jugendlichen in Spezialheime und Jugendwerkhöfe der DDR zu. Hier wurde die Verteilung festgelegt.

Ernst Thälmann

Ernst Thälmann war von 1925 bis 1935 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Er wurde 1944 im KZ Buchenwald von den Nationalsozialisten ermordet. Nach ihm wurden Straßen, Schulen und Einrichtungen in der DDR benannt. Auch die Pionierorganisation trug seinen Namen.

F

FDGB

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) war als Dachverband für 15 Einzelgewerkschaften die Einheitsgewerkschaft in der DDR. Der FDGB half, den Führungsanspruch der SED durchzusetzen und die staatliche Macht zu sichern.

FDJ

Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war der einzige staatlich zugelassene Jugendverband der DDR und verstand sich als „Kampfreserve der Partei“ der SED. Seine Kennzeichen waren blaue Hemden und Blusen sowie das Emblem der aufgehenden Sonne. Die große Mehrheit der Jugendlichen war Mitglied der FDJ. Der Zugang zu weiterführender Schulbildung sowie die Chancen bei der Berufswahl waren meistens von der Mitgliedschaft abhängig.  

Flak

Flugabwehrkanonen (Flak) wurden zur militärischen Abwehr gegen Flugzeuge genutzt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Jugendliche in Deutschland als sogenannte Flakhelfer zum Einsatz in den Flakstellungen der Luftwaffe und der Kriegsmarine herangezogen.

Flucht

Das Verlassen der DDR und Ost-Berlins war deren Bürgern seit 1954 verboten. Der illegale Grenzübertritt, seine Planung oder das Wissen darüber wurden mit Gefängnisstrafen geahndet. Beim Versuch, die DDR und Ost-Berlin zu verlassen, starben durch Schießbefahl und Grenzanlage mehrere hundert Menschen an der innerdeutschen Grenze.

Friedliche Revolution

Die Friedliche Revolution im Herbst 1989 entstand aus einer stark wachsenden Fluchtbewegung, Protesten und Massendemonstrationen der DDR-Bürger, die zum Öffnen der Grenze, zum Rücktritt der DDR-Regierung und zu den ersten freien Wahlen in der DDR im März 1990 führten. 

G

Geschlossener Jugendwerkhof Torgau

Der Geschlossene Jugendwerkhof (GJW) Torgau war ein Disziplinierungsheim. 1964 in einem alten Gefängnisbau eingerichtet, wurden hier bis 1989 ca. 4.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren untergebracht. Sie sollten durch ein rigides Strafsystem, Zwangssport, monotone körperliche Arbeit und ideologische Schulung umerzogen werden.

Glienicker Brücke

Die Glienicker Brücke über der Havel verbindet Potsdam und Berlin und war ab 1945 ein Grenzübergang für die alliierten Militärangehörigen, später auch für die in der DDR akkreditierten Diplomaten zwischen der sowjetisch besetzten Zone bzw. DDR und dem amerikanischen Sektor von Berlin, später West-Berlin. Seit den frühen 1960er Jahren wurden hier Agenten zwischen den West-Mächten und der Sowjetunion ausgetauscht.

Goebbels

Dr. Joseph Goebbels (1897-1945) war ein Führungsmitglied der NSDAP und ab 1926 Gauleiter der NSDAP in Berlin sowie ab 1930 Reichspropagandaleiter der Partei. Während der Zeit des Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 war er Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda. In seinen Reden hetzte er die Bevölkerung gegen Andersdenkende und Gegner des Nationalsozialismus auf.

Grenzgänger

Grenzgänger war in der DDR die Bezeichnung für Personen, die vor dem Bau der Berliner Mauer 1961 zu ihren Arbeitsstellen entweder aus der DDR oder Ost-Berlin in die Bundesrepublik oder nach West-Berlin oder umgekehrt pendelten.

Grenzübergang Friedrichstraße

Während der deutschen Teilung (1949-1990) war der Bahnhof die am häufigsten genutzte Grenzübergangsstelle zwischen West- und Ostberlin. Das Abfertigungsgebäude vor dem Bahnhof wurde umgangssprachlich Tränenpalast genannt, weil hier die westlichen Besucher unter Tränen verabschiedet wurden.

Grüner

Umgangssprachlich für Polizist, abgeleitet von der ehemals grünen Uniform der deutschen Polizei.

Gulag

Gulag ist eine Abkürzung, die übersetzt „Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager und –kolonien“ bedeutet. Gulag bezeichnet das umfassende System von Straf- und Arbeitslagern in der Sowjetunion. Seinen Höhepunkt erlebte das Gulag-System unter der Herrschaft Stalins mit mehr als 200 Lagern, in denen ca. 20 Millionen Menschen vor allem in Sibirien inhaftiert waren, darunter nach 1945 Zehntausende deutsche Kriegsgefangene und Zivilisten. 

H

Haftanstalt Brandenburg-Görden

Die Haftanstalt Brandenburg-Görden war von 1945 bis 1947 ein Untersuchungsgefängnis des NKWD sowie des in Brandenburg tätigen sowjetischen Militärtribunals. 1949/50 nahm die Regierung der DDR die Einrichtung für den Strafvollzug in Betrieb. Das Zuchthaus Brandenburg-Görden galt als eine der gefürchtetsten Strafvollzugseinrichtungen in der DDR.

Handelsorganisation

Die Handelsorganisation (HO) wurde 1948 in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) als staatliche Einzelhandelskette zum Verkauf von Lebensmitteln gegründet. Die HO betrieb in der DDR Lebensmittelgeschäfte, Kaufhallen, Warenhäuser sowie Hotels und Restaurants. Insbesondere in den frühen Jahren boten sie Artikel ohne Berechtigungsscheine zu erhöhten Preisen an.

Hans-Dietrich Genscher

Hans-Dietrich Genscher (1927-2016) war ein liberaler Politiker und von 1974 bis 1992 Außenminister der Bundesrepublik Deutschland sowie von 1974 bis 1985 Bundesvorsitzender der FDP.

Helmstedt

Die Grenzübergangs- und Kontrollstelle Helmstedt-Marienborn war während der Deutschen Teilung die größte an der innerdeutschen Grenze. Hier wurde ein Gros des Transitverkehrs zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin sowie des Reiseverkehrs in die DDR abgewickelt. Am Grenzübergang versahen bis zu 1000 DDR-Grenzsoldaten, Zöllner und MfS-Angestellte ihren Dienst. Im Ergebnis der Friedlichen Revolution konnte der innerdeutsche Grenzübergang am 30. Juni 1990 geschlossen werden. 

Hitlerjugend

Die Hitlerjugend (HJ) war die nationalsozialistische Jugendorganisation. Zu ihr gehörten von 1933 bis 1945 auch das Deutsche Jungvolk, der Jungmädelbund und der Bund Deutscher Mädel (BDM). Die HJ war militärisch organisiert. Zur Uniform gehörten braune Hemden. Durch das Gesetz über die Hitlerjugend vom 1. Juni 1936 und die Einführung der Jugenddienstpflicht am 25. März 1939 wurde die Mitgliedschaft Pflicht.

Hoheneck

Die Frauenhaftanstalt Hoheneck (Stollberg/Erzgebirge) war von 1949 bis 1989 ein berüchtigtes Gefängnis in der DDR. Zeitweise waren nahezu die Hälfte der inhaftierten Frauen politische Gefangene der SED-Diktatur. 

Hummelshain

Im ehemaligen Neuen Jagdschloss Hummelshain in Thüringen befanden sich von 1948 bis 1991 ein Kinderheim sowie der Jugendwerkhof „Ehre der Arbeit“.

I

Inoffizieller Mitarbeiter

Inoffizielle Mitarbeiter (IM) waren von der Staatssicherheit angeworbene Personen, die über ihr Umfeld, z. B. Verwandte, Nachbarn, Kollegen, Kommilitonen, Informationen sammelten und an die Staatssicherheit weitergaben. Die Informationen dienten der politischen Verfolgung. Im Jahr 1989 waren zirka 175.000 IM aus allen Bevölkerungsgruppen der DDR tätig.

J

Jugendweihe

Die Jugendweihe war eine staatlich organisierte Feier zum Eintritt in das Erwachsenenalter. Kern war ein Gelöbnis, mit dem sich die Jugendlichen zum Sozialismus und zur DDR bekennen sollten. 

Jugendwerkhof

Jugendwerkhöfe waren Spezialheime der DDR-Jugendhilfe für Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren, die als schwererziehbar galten. Sie sollten durch Arbeits- und Kollektiverziehung sowie ideologische Beeinflussung zu sogenannten sozialistischen Persönlichkeiten umerzogen werden.

Junge Gemeinde

Die Jungen Gemeinden waren die Jugendgruppen der evangelischen Kirchgemeinden. Eine eigenständige christliche Jugendorganisation war in der DDR nicht zugelassen. Die Mitglieder der Jungen Gemeinden waren vor allem im Frühjahr 1953 Repressalien wie Schulverweisen und Exmatrikulationen ausgesetzt.

K

Kader

Als Kader bezeichnete man in der DDR die Parteifunktionäre der SED und die Führungskräfte in Politik und Wirtschaft.  

Kalfaktor

Der Kalfaktor ist ein Häftling, der in der Strafanstalt den Aufsehern Hilfsdienste leistet.

Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit

Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU) war eine politische Organisation, die von West-Berlin aus den Widerstand gegen die sowjetische Besatzungsmacht und die SED-Diktatur in der DDR unterstützte. Sie organisierte einen Suchdienst für in der Sowjetischen Besatzungszone Inhaftierte und Verschleppte und führte Sabotageakte und Spionage in militärischen und zivilen Bereichen der DDR durch.

Kasernierte Volkspolizei

Die Kasernierte Volkspolizei (KVP) entstand 1952 aus der Hauptabteilung Ausbildung der Volkspolizei und war die militärische Vorläuferorganisation der 1956 gegründeten Nationalen Volksarmee (NVA).

Kassiber

Ein Kassiber ist eine heimlich weitergegebene schriftliche Mitteilung eines Häftlings an einen anderen Häftling oder an Außenstehende.

Klassenfeind

Als Klassenfeinde wurden tatsächliche und vermeintliche Gegner der DDR und des Sozialismus bezeichnet. Der Begriff leitet sich von der Theorie des Marxismus ab, wonach sich Klassen mit verschiedenen ökonomischen und politischen Zielen gegenüberstehen und bekämpfen. Der DDR, dem Staat der Arbeiterklasse und Genossenschaftsbauern, standen deshalb als Klassenfeinde die kapitalistischen Staaten und somit auch die Bundesrepublik gegenüber.

Kommunist

Kommunisten sind Anhänger der von Karl Marx und Friedrich Engels in der Mitte des 19. Jahrhunderts begründeten Theorie des Kommunismus. Der Kommunismus geht davon aus, dass durch die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln und an Grund und Boden die soziale Gleichheit aller Menschen hergestellt werden kann. 

Konrad Adenauer

Konrad Adenauer (1876-1967) war ein deutscher Politiker. Von 1917 bis 1933 sowie 1945 war er Oberbürgermeister der Stadt Köln und gehörte der katholischen Deutschen Zentrumspartei an. Von 1949 bis 1963 war er der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik. Er gehörte zu den Begründern der CDU, deren Parteivorsitzender er von 1950 bis 1966 war.

Konsum

Konsum war in der DDR der Markenname einer genossenschaftlich arbeitenden Handelsorganisation. Der konsumgenossenschaftliche Großhandel wurde durch die DDR-Führung verstaatlicht. Zu der Handelskette gehörten Industriebetriebe, Gastronomieeinrichtungen, Lebensmittelgeschäfte, Erholungsheime. DDR-Bürger konnten Mitglied der Genossenschaft werden und am  Rabattsystem teilnehmen. 

L

LDPD

Die Liberaldemokratische Partei Deutschlands (LDPD) war eine seit 1945 in der SBZ und später in der DDR zugelassene Partei. Nach der Säuberung von SED-kritischen Führungskräften durch den sowjetischen Geheimdienst und die politische Polizei der DDR Ende der 50er Jahre existierte sie als sogenannte „Blockpartei" im Staatssystem der DDR bis 1990 und unterstützte den Führungsanspruch der SED. 

LPG

Die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) waren die unter staatlichem Druck (Zwangskollektivierung) ab 1952 erfolgten Zusammenschlüsse von Einzelbetrieben. Nahezu alle landwirtschaftlichen Betriebe der DDR wurden in LPGen zusammengeschlossen. Daneben gab es noch Volkseigene Güter.

Lungentuberkulose

Die Lungentuberkulose (Tbc) ist eine hochansteckende Infektionskrankheit. 

M

marxistisch-leninistischen Weltanschauung

Als Marxismus-Leninismus (ML) werden die wissenschaftlichen Theorien von Karl Marx und Wladimir I. Lenin zur Analyse des Kapitalismus und zur ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Beschreibung des Kommunismus bezeichnet. Der Marxismus-Leninismus galt in der Sowjetunion und in der DDR als offizielle Staatsdoktrin.

Mauerbau

Bezeichnung für den Beginn der vollständigen Abriegelung des Territoriums der DDR. Die Regierung der DDR schloss am 13. August 1961 die Grenze zu West-Berlin und begann mit dem Bau einer Mauer um Ost-Berlin, der sogenannte Berliner Mauer. Die Bevölkerung sollte gewaltsam gehindert werden, die DDR zu verlassen.

N

Napola

Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten (NPEA; umgangssprachlich Napola) waren von 1933 bis 1945 nationalsozialistische Eliteschulen in der Tradition der vormilitärischen Ausbildung. Die Internatsoberschulen führten zur Hochschulreife. Hier wurden junge Menschen aus allen Gesellschaftsschichten als Führungsnachwuchs insbesondere für SS und Wehrmacht ausgebildet.

Nationale Volksarmee

Nationale Volksarmee (NVA) nannten sich seit 1956 die Streitkräfte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die NVA ging aus der Kasernierten Volkspolizei (KVP) hervor und war überwiegend mit Waffen und Gerät aus der Sowjetunion ausgerüstet. In der DDR wurde 1962 die allgemeine Wehrpflicht eingeführt.

Nationalfeiertag der DDR

Der 7. Oktober 1949 war der Gründungstag der DDR. Er wurde als Nationalfeiertag mit Militärparaden, Demonstrationen und Festveranstaltungen gefeiert. Die Teilnahme war vorgeschrieben.   

Nationalsozialismus

Nationalsozialismus (NS) ist eine extrem rassistische, imperialistische Bewegung, die unter ihrem Führer Adolf Hitler von 1933 bis 1945 in Deutschland eine Diktatur errichtete. Mit dem Überfall auf Polen begann das NS-Regime 1939 den Zweiten Weltkrieg,  der 1945 mit der Zerschlagung des Regimes durch die Alliierten endete. Während der NS-Zeit wurden politisch Andersdenkende, behinderte Menschen, Homosexuelle und viele Millionen Menschen ethnischer, religiöser und anderer Minderheiten in Europa verfolgt und ermordet oder durch Hunger getötet, insbesondere Juden, Slawen und Roma.

NDPD

Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NDPD) wurde 1948 mit dem Ziel gegründet, ehemalige Soldaten der Wehrmacht und Mitglieder der NSDAP in das sozialistische System der DDR zu integrieren. Sie gehörte zu den sogenannten Blockparteien und unterstützte den Führungsanspruch der SED.

Neues Deutschland

Das Neue Deutschland (ND) war die zentrale Parteizeitung der SED. Das ND wurde 1946 durch die sowjetische Militärverwaltung als Tageszeitung zugelassen. In der DDR war sie das wichtigste Propagandamittel der Staatspartei sowie der Regierung. Daneben hatten die Bezirksleitungen der SED jeweils eine eigene Tageszeitung.

Neues Forum

Neues Forum nannte sich ein im September 1989 gegründetes Bündnis von Bürgerrechtlern in der DDR. Mit seinen Aufrufen und Demonstrationen hat es wesentlich zur Friedlichen Revolution und zum Ende der SED-Diktatur beigetragen und sich anschließend aktiv am Aufbau demokratischer Strukturen beteiligt.

NSDAP

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) war eine 1920 in der Weimarer Republik gegründete politische Partei, deren Programm und Ideologie (der Nationalsozialismus) von radikalem Antisemitismus und Nationalismus sowie der Ablehnung von Demokratie und Marxismus bestimmt war.

O

Offizier im besonderen Dienst

Umgangssprachlich für einen Mitarbeiter der Abteilung 1 der Kriminalpolizei der DDR. Diese Abteilung bearbeitete mit geheimdienstlichen Mitteln angebliche Straftaten gegen die staatliche und öffentliche Ordnung der DDR. Sie kooperierte dazu mit dem Staatssicherheitsdienst.

operativer Vorgang

Ein Operativer Vorgang (OV) war die höchste und intensivste Stufe der konspirativen Überwachung und Verfolgung von Personen und Gruppen durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Die „OV‘s“ bildeten die Grundlage für politische Strafverfahren.

Ost-Berlin

Der sowjetische Sektor der Stadt Berlin umfasste den östlichen Teil. Ost-Berlin wurde zum Synonym für den kommunistischen Teil Berlins. Die DDR erklärte den sowjetisch besetzten Teil Berlins 1949 zu ihrer Hauptstadt. Seit 1961 waren Ost- und West-Berlin durch die Berliner Mauer geteilt.

Osten

Umgangssprachlich für die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und deren Hauptstadt, den Ostteil Berlins.

Otto Grotewohl

Otto Grotewohl (1894-1964) war 1945 Vorsitzender des Zentralausschusses der SPD in Berlin. Auf dem Gründungsparteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) wurde er 1946 neben Wilhelm Pieck deren Vorsitzender und 1949 erster Ministerpräsident der DDR.

P

Passierscheinabkommen

Das erste Passierscheinabkommen zwischen dem Senat von West-Berlin und der Regierung der DDR vom 17. Dezember 1963 ermöglichte das erste Mal nach der Grenzschließung West-Berlinern zu den Weihnachtsfeiertagen die Einreise zu Verwandten im Ostteil der Stadt. Danach gab es noch weitere Passierscheinabkommen.

Pionier

Die sozialistische Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ wurde als politische Organisation für sechs- bis vierzehnjährige Kinder von der FDJ gegründet. Symbole waren blaue und rote Halstücher sowie weiße Blusen und Hemden. Die Pionierorganisation lenkte die Freizeit- und Feriengestaltung der Kinder und sollte sie zu sozialistischen Menschen erziehen.

R

Rehabilitierung

Menschen, die in der DDR aus politischen Gründen inhaftiert oder anderweitig verfolgt wurden, haben einen Anspruch auf Aufhebung rechtsstaatswidriger Entscheidungen der DDR-Justiz und der Verwaltungsorgane sowie auf Entschädigung nach dem Ersten und Zweiten SED-Unrechtsbereinigungsgesetz der Bundesrepublik.

RIAS

Der RIAS Berlin (Rundfunk im amerikanischen Sektor) war ein amerikanischer Rundfunksender für die Berliner Bevölkerung, der seit 1946 bis zur Wiedervereinigung mit seinen Nachrichten- und Musiksendungen auch in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und DDR gehört wurde. Das RIAS-Hören sowie Kontakte zum Sender konnten in der DDR strafrechtlich verfolgt werden. 

Rochlitz

Schloss Rochlitz diente von 1945 bis 1947 einer Operativgruppe der sowjetischen Geheimpolizei als Haftanstalt. Über 600 inhaftierte Frauen, Männer und Jugendliche wurden hier vom Sowjetischen Militärtribunal verurteilt, in Straflager eingewiesen oder ins Lagersystem der Sowjetunion deportiert. 

Rosinenbomber

„Rosinenbomber" ist die umgangssprachliche Bezeichnung für die Flugzeuge der West-Alliierten, die West-Berlin im Jahr 1949 während der Blockade durch die Sowjetarmee mit Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern versorgten.

Roter Ochse

Die Haftanstalt „Roter Ochse“ wurde 1842 in Halle/Saale errichtet. Während des Nationalsozialismus wurden hier Todesurteile vollstreckt. Sie wurde durch die sowjetische Besatzungsmacht in den Jahren 1945-1950 als Gefängnis und Internierungslager des sowjetischen Geheimdienstes genutzt. Bis 1950 fanden hier sowjetische Militärgerichtsverfahren statt. Danach nutzte das Ministerium für Staatssicherheit der DDR einen Teil als Untersuchungshaftanstalt. 

S

Sachsenhausen

Im August 1945, nach Ende des Zweiten Weltkriegs, internierte der sowjetische Geheimdienst nichtverurteilte deutsche Zivilisten im ehemaligen nationalsozialistischen Konzentrationslager Sachsenhausen. Ab 1946 war die Zone II des Lagers Haftort für Verurteilte der Sowjetischen Militärtribunale (SMT). Insgesamt waren bis 1950 in diesem Lager 60.000 Menschen inhaftiert. In dieser Zeit starben 12.000 an den Haftbedingungen. Das Lager wurde im Frühjahr 1950 aufgelöst.

Schwarzer Kanal

„Der Schwarze Kanal" war von 1960 bis 1989 ein wöchentlich ausgestrahltes politisches Propagandamagazin des DDR-Fernsehens. Ausschnitte aus westdeutschen Fernsehsendungen wurden mit Polemik und Hass kommentiert, um die Bundesrepublik als menschenverachtend, kapitalistisch und kriegsbereit darzustellen.

schwererziehbar

Als „schwererziehbar“ galten Kinder und Jugendliche, die nach den Vorstellungen des SED-Staates die Normen des sozialistischen Zusammenlebens verletzten, wie: Schulschwänzen, Verweigerungen gegenüber Autoritätspersonen, Sympathisieren mit westlicher Musikkultur und kleine Straftaten. 

Sowjetarmee

Die Streitkräfte der Sowjetunion nannten sich „Rote Armee". Die Soldaten aus dem Vielvölkerstaat Sowjetunion waren unterschiedlicher Nationalität, die meisten waren Russen. Ihr Symbol war der rote Stern. Noch im Jahr 1990 waren in der DDR ca. 340.000 sowjetische Soldaten und 208.000 Zivilangestellte stationiert.

sowjetischer Geheimdienst

Das Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten (NKWD) war die geheime Sicherheitspolizei der Sowjetunion. Es verfolgte Regimegegner im In- und Ausland. Ihm unterstanden das Gulag-System und die ab 1945 eingerichteten Speziallager. Das NKWD war in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und DDR für Terror, Verschleppung, Folter, Internierung und Mord verantwortlich.

Sowjetisches Militärtribunal

Sowjetische Militärtribunale (SMT) waren von 1945 bis 1955 Militärgerichte mit besonderen Vollmachten. Sie verurteilten mindestens 35.000 deutsche Zivilisten in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR.  Von 3.301 Todesurteilen zwischen 1944 und 1947 wurden 2.542 vollstreckt.  Bis 1955 kamen ca. 1.000 hinzu. Ein Teil der SMT-Verurteilten kam zwischen 1946 und 1950 in Speziallager.

Sowjetunion

Die Sowjetunion war ein kommunistischer Einparteienstaat. Sie wurde 1922 durch Zusammenschluss der Russischen Republik und der umliegenden Staaten gegründet und 1991 aufgelöst. Die Russische Sowjetrepublik als Kernstaat der Sowjetunion entstand nach der sozialistischen Oktoberrevolution im Jahr 1917. 

Sozialistische Einheitspartei Deutschlands

Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) entstand 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone durch Zwangsvereinigung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Sozialdemokratischen Partei (SPD). Die SED war eine marxistisch-leninistische Staatspartei, die ihren allumfassenden Machtanspruch umsetzte, indem ihre Funktionäre alle wichtigen Bereiche der Gesellschaft besetzten.

sozialistischer Mensch

Der normative Anspruch der SED, der herrschenden Partei in der DDR, war die Entwicklung sogenannter sozialistischer Persönlichkeiten als Idealbild von Staatsbürgern, die ihre Lebensweise den Interessen des sozialistischen Staates und der Gesellschaft unterordnen.

Spätheimkehrer

Als „Spätheimkehrer“ werden in der Bundesrepublik alle ehemaligen Kriegsgefangenen bezeichnet, die nach dem 31. Dezember 1946 entlassen wurden. 1956 kamen die letzten deutschen Kriegsgefangenen aus sowjetischen Lagern in die Bundesrepublik.

SPD

Abkürzung für Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Die Partei wurde 1863 gegründet. In der Sowjetischen Besatzungszone fand 1946 auf Drängen der KPD die zwangsweise Vereinigung von KPD und SPD zur SED statt. Die danach noch verbliebenen Kreisbüros der SPD in Ost-Berlin wurden 1952 von der SED-Führung geschlossen. Nach dem Mauerbau im August 1961 löste sich die SPD formell in Ost-Berlin auf.

Speziallager

Das sowjetische Volkskommissariat für Inneres (NKWD) richtete von 1945 bis 1950 in der SBZ/DDR insgesamt zehn Speziallager ein. Anfangs sollten hier nach Kriegsende vorrangig ehemalige Funktionsträger des NS-Staates inhaftiert werden. Gleichzeitigt dienten die Lager zur Zwangsrekrutierung von in der Sowjetunion benötigten Arbeitskräften. In der Folgezeit wurden hier jedoch mehr und mehr Personen festgehalten, die als Gefahr für die Besatzungsmacht oder für den Aufbau der neuen Gesellschaftsordnung angesehen wurden.

Staatsratsvorsitzender

Der Staatsrat war Staatsoberhaupt der DDR in Form eines Kollektivorgans. Es bestand aus dem Vorsitzenden und seinen Mitgliedern. Der Staatsrat beschloss Staatsverträge und war die völkerrechtliche Vertretung der DDR. Der Vorsitzende des Staatsrates war zugleich Vorsitzender der SED. Staatsratsvorsitzende waren Walter Ulbricht und ab 1973 Erich Honecker. 

Staatssicherheit

Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) wurde 1950 als Nachrichtendienst und Geheimpolizei gegründet, die sich als „Schild und Schwert“ der SED verstand. Das MfS verfolgte Menschen, die Widerstand gegen das politische System leisteten, überwachte mit weitreichendem Spitzelsystem die Bevölkerung und war als Geheimdienst im Ausland tätig. Darüber hinaus war es Untersuchungsorgan und betrieb eigene Untersuchungshaftanstalten. 

Stalin

Josef Wissarionowitsch Stalin (1878-1953) war von 1922 bis 1953 Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU[B]), Regierungschef ab 1941 und Oberster Befehlshaber der Roten Armee von 1941 bis 1945. Während der sogenannten stalinistischen Säuberungen zwischen 1934 und 1953 wurden mehrere Millionen Menschen ermordet oder zur Zwangsarbeit im Gulag verurteilt.

Strelitz

Die Haftanstalt Altstrelitz (Neustrelitz) wurde von 1945 bis 1947 als Gefängnis Nr. 5 der Abteilung Speziallager durch den sowjetischen Geheimdienst genutzt.

Sturmabteilung

Die Sturmabteilung (SA) war seit 1920 eine uniformierte und paramilitärisch bewaffnete Kampf- und Propagandaorganisation der NSDAP.

SV-Buch

Den „Ausweis für Arbeit und Sozialversicherung" (SVA, umgangssprachlich SV-Buch)  erhielt jeder DDR-Bürger mit Beginn der ersten Beschäftigung, der Ausbildung oder des Studiums. Er enthielt persönliche Daten, u a. fortlaufende Angaben zur Berufsausbildung oder Studium, sämtliche Arbeitsrechts- und Sozialversicherungsverhältnisse, alle Heilbehandlungen und Krankschreibungen mit Diagnoseschlüssel.

T

Tannenbäume am Himmel

„Tannenbäume“ nannte man umgangssprachlich Leuchtmunition, die von Flugzeugen während eines nächtlichen Luftangriffs zur Beleuchtung des Zielgebiets abgeworfen wurde.

Torgau

Der Geschlossene Jugendwerkhof (GJW) Torgau war ein Disziplinierungsheim. 1964 in einem alten Gefängnisbau eingerichtet, wurden hier bis 1989 ca. 4.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren untergebracht. Sie sollten durch ein rigides Strafsystem, Zwangssport, monotone körperliche Arbeit und ideologische Schulung umerzogen werden.

U

U-Haft

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatte u. a. die Aufgabe, als geheimpolizeiliches Ermittlungsorgan gegen tatsächliche oder vermeintliche Gegner des SED-Regimes  vorzugehen. Es betrieb dazu von 1950 bis 1989 Untersuchungshaftanstalten (UHA) in allen 16 Bezirken der DDR sowie die Zentrale Untersuchungshaftanstalt in Berlin- Hohenschönhausen. Aus politischen Gründen Verfolgte wurden meistens ohne richterlichen Beschluss und Rechtsbeistand verhaftet, beschuldigt und vernommen und blieben hier bis zur Verurteilung.

Untermaßfeld

In die Haftanstalt Untermaßfeld bei Meiningen wurden 1950 über 1200 Gefangene der sowjetischen Militärjustiz eingeliefert. Es waren größtenteils Jugendliche, die das sowjetische Speziallager Sachsenhausen überlebt hatten. Viele von ihnen starben in Untermaßfeld an Tuberkulose. 

V

VEB

Volkseigener Betrieb (VEB) war die Bezeichnung für die staatlichen Betriebe der DDR und zugleich für ihre Rechtsform. Die VEBe gingen häufig aus der Enteignung privatwirtschaftlicher Unternehmen nach 1945 hervor und waren Kern der sozialistischen Planwirtschaft unter Führung der SED.

Venerologie

Geschlossene venerologische Stationen waren in der DDR spezielle Krankenhausabteilungen für Geschlechtskrankheiten, in denen nur Mädchen und Frauen behandelt wurden. Die Einweisungen erfolgten oftmals ohne medizinischen Grund und gegen den Willen der Betroffenen. Die medizinischen Maßnahmen wie tägliche gynäkologische Untersuchungen, Zwangsmedikamentierung und Arbeitszwang sollten Mädchen und Frauen disziplinieren, die durch unangepasstes Verhalten aufgefallen waren.

Volksaufstand

Am 17. Juni 1953 fanden in der gesamten DDR Streiks und Demonstrationen statt. Die Aufständischen forderten: Rücknahme der Normerhöhungen, Freilassung der politischen Häftlinge, Schluss mit der SED-Herrschaft und freie Wahlen. Sowjetisches Militär schlug den Aufstand nieder. Über 50 Menschen wurden getötet, Hunderte verletzt, über 1.200 zu Haftstrafen verurteilt. Die SED diffamierte den Aufstand als faschistischen Putsch.

Volkssturm

Der „Volkssturm“ wurde 1944 gebildet, um alle nicht in der Wehrmacht oder SS rekrutierten, waffenfähigen deutschen Männer zwischen 16 und 60 Jahren für Bau- und Schanzarbeiten sowie zur bewaffneten Verteidigung von Ortschaften beim Anrücken der alliierten Armeen 1944/45 zu verpflichten.

VOS

Die Vereinigung der Opfer des Stalinismus e. V. (VOS) vertritt die Interessen der Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft. Die VOS wurde 1950 in West-Berlin von Kriegsrückkehrern aus der Sowjetunion, entlassenen Internierten der sowjetischen Speziallager und ehemaligen politischen Häftlingen der DDR gegründet.

W

Waldheim

Im Zuchthaus Waldheim (Sachsen) wurden 1950 mehr als 3.000 ehemalige Häftlinge aus sowjetischen Speziallagern als mutmaßliche NS-Verbrecher von der DDR-Justiz in den „Waldheimer Prozessen“ zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und 23 Todesurteile ausgesprochen.

Walter Ulbricht

Walter Ulbricht (1893-1973) war Erster Sekretär des Zentralkomitees der SED (1953-1971), stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates der DDR (1949-1960), Vorsitzender des Staatsrates der DDR (1960-1973) sowie Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates (1960-1971). Er hatte  die höchste politische Entscheidungsgewalt in der SED und DDR bis 1971. Er war hauptverantwortlich für die Niederschlagung des Volksaufstandes 1953 und die Grenzschließung 1961. Vom Volksmund  wurde er „Spitzbart“ genannt.

Wehrmacht

Die Wehrmacht ging aus der Reichswehr hervor und bezeichnet die Streitkräfte im nationalsozialistischen Deutschland. Sie wurde 1935 gegründet und kämpfte als Aggressor für die Neuordnung der Welt zu Gunsten Deutschlands im Zweiten Weltkrieg. 1945 kapitulierte die Wehrmacht vor den Alliierten und wurde 1946 aufgelöst.

Werftpfuhl

Das Haus bei Werftpfuhl wurde 1907 als Waisenheim für Mädchen von dem Industriellen Eduard Arnold gestiftet. Von 1964 bis 1990 befand sich hier ein Sonderheim der Jugendhilfe für Kinder, die als verhaltensgestört galten. Bis 1987 gehörte das Heim zum „Kombinat der Sonderheime für Psychodiagnostik und pädagogisch-psychologische Therapie“. Dort wurde nach dem Prinzip der Kollektiverziehung mit einem rigiden Tagesablauf gearbeitet und es wurden häufig Psychopharmaka zur Ruhigstellung verabreicht. 

Werwolf

Der Werwolf war eine nationalsozialistische Untergrundbewegung, die am Ende des Zweiten Weltkrieges den bewaffneten Widerstand gegen die alliierten Besatzungsmächte in Deutschland führen sollte. Die Bewegung fand wenig Unterstützung in der Bevölkerung und ihre Aktionen wurden im Mai 1945 eingestellt. 

West-Berlin

West-Berlin war der von den West-Alliierten USA, Großbritannien und Frankreich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges besetzte westliche Teil Berlins. West-Berlin war umgeben von der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und späteren DDR. Seit 1961 riegelte die Berliner Mauer mit tödlicher Grenzanlage Ost-Berlin ab.

Westen

In der DDR umgangssprachliche Bezeichnung für die Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin.

Wilhelm Pieck

Wilhelm Pieck (1876-1960) war 1919 Mitbegründer der KPD und gehörte ihrer Führung an. Ab 1935 war er Vertreter des Parteivorsitzenden Ernst Thälmann, 1945 bis 1946 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und 1946 maßgeblich an der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED beteiligt. 1946-1960 war er einer der beiden Vorsitzenden der SED. Wilhelm Pieck war seit 1949 der erste und auch der einzige Präsident der DDR.

Winston Churchill

Winston Churchill (1874-1965) war von 1940 bis 1945 britischer Premierminister und führte Großbritannien durch den Zweiten Weltkrieg. In seiner zweiten Amtszeit als britischer Premierminister 1951-1955 vertrat er offensiv gegen die Sowjetunion gerichtete politische Ziele.

Z

Zentralkomitee

Das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (ZK der SED) war zwischen den Parteitagen das höchste Gremium der Partei. Die Mitglieder des ZK wurden auf den Parteitagen gewählt. 

Zwangsarbeit

Deutsche Kriegsgefangene und Zivilisten wurden seit 1945 von den Alliierten im Rahmen von  Reparationsleistungen für Kriegsschäden zur Zwangsarbeit verpflichtet. Durch die sowjetische Besatzungsmacht wurden von 1945 bis 1955 wegen angeblicher politischer Vergehen Zehntausende Zivilsten aus der SBZ/DDR verurteilt und ca. 20.000 bis 25.000 von ihnen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion gebracht.